
Zusammenfassung: Virale Hepatitiden stellen weltweit eine der häufigsten Viruserkrankungen und einen wichtigen gesundheitsökonomischen Faktor dar. In steigendem Umfang werden Anästhesisten in der perioperativen Phase mit Patienten, die Virusträger sind, konfrontiert.
Diese können unter einer akuten oder chronischen Hepatitis leiden und sich in ganz unterschiedlichen Stadien der Erkrankung befinden. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Übersicht über das aktuelle Wissen aus anästhesiologischer Sicht erforderlich. Hierzu gehören Serologie und Diagnostik, klinisches Bild und Krankheitsverlauf sowie die Therapie akuter und chronischer Hepatitiden. Darüber hinaus wird auf die erforderlichen perioperativen anästhesiologischen Konzepte und die besonderen Gefahren der nosokomialen Übertragung und die Möglichkeiten zur Prävention eingegangen. Wesentlich ist bei Vorliegen einer akuten Hepatitis der Verzicht auf elektive Eingriffe und im Rahmen von Notfalleingriffen der Verzicht auf volatile Anästhetika. Ganz allgemein sollte jede Form von leberbelastender Medikation vermieden werden. Ein Abfall des Quick-Werts unter 50% ist das erste Zeichen eines akuten fulminanten Leberversagens. Chronische Hepatitiden stellen insbesondere aufgrund der häufigen extrahepatischen Manifestationen eine anästhesiologische Herausforderung dar. Grundsätzlich sollte im Rahmen der anästhesiologischen Versorgung eine titrierte, balancierte Anästhesie unter Verwendung von im Metabolismus leberunabhängigen Substanzen durchgeführt werden. Abschließend werden die Gefahren der nosokomialen Übertragung erläutert und Maßnahmen zur Prophylaxe dargestellt.