
Zusammenfassung: Spinalanästhesieverfahren (SPA) zählen auf Grund der schnellen und einfachen Durch führ barkeit sowie der sicheren Blockade wirkung zu den meist genutzten Anästhesietechniken im klinischen Alltag. Das weite Spektrum an unerwünschten Nebenwirkungen wird in erster Linie auf das Ausmaß und die Dauer der sensomotorischen Blockade zurückgeführt.
Genau diese Kon trolle der Blockadeausbreitung gelingt im klinischen Alltag nur schwerlich. Bis zu 25 verschiedene Faktoren sind bislang identifiziert, die die Ausbreitung der sensomotorischen Blockade mitbestimmen. Faktoren, die traditionell als Determinanten von Blockadeaus brei tung und -verlauf galten, wie Körpergröße oder Body-Mass-Index, sind nach neueren Erkenntnissen eher von untergeordneter Bedeu tung. Neuere Unter suchungen zeigen, dass vor allem das lumbosakrale Liquorvolumen, die Wirbelsäulen konfigura tion sowie die unterschiedliche Liquordensität einzelner Patientenkollektive bedeutende Determinanten des Verlaufes einer SPA sind. Neuere Messungen des spezifischen Gewichtes der für die SPA gebräuchlichen Glukosefreien Lokalanästhetika (LA) sowie von Misch lösungen aus LA und Additiven ( Opiode, Clonidin) belegen, dass die meisten dieser Prä parationen bei Körper temperatur hypobare und nicht – wie lange Zeit angenommen – isobare Eigen schaften aufweisen. Diese Erkenntnis ist von erheblicher Relevanz für die Steuerbarkeit der Spinalanästhesie, da bei Verwendung solcher Lösungen die Lagerung des Patienten, die Wirbelsäulenkonfiguration und das lumbosakrale Liquorvolumen das Ausmaß und die Richtung der Blockade wesentlich bestimmen. Diese Erkenntnisse verdeutlichen in Verbindung mit der Tatsache, dass Lokal anästhetika nach subarachnoidaler Applikation nicht – wie lange angenommen – nach einer definierten Zeitspanne an neuralen Geweben fixiert sind, dass die sensomotorische Blockade bis zur eindeutigen Remission variabel ist. Dies unterstreichen auch Untersuchungen zur unilateralen SPA. Da die Blockade durch Lagerungs wechsel auch nach längerer Zeit noch zunehmen kann, sollten Patienten mit SPA bis zur definitiven Remission der Blockade überwacht werden.