
Ziel: Morphin gilt als Re - ferenz opioid, an dessen Wirksamkeit und Neben - wirkungen sich andere Opioide messen lassen müssen. Es ist bekannt, dass die Morphin-Abbau - produkte M-3-Glucuronid und M-6-Glucuronid bei Niereninsuffizienz kumulieren und das Neben - wirkungsprofil von Morphin erhöhen können.
Es ergab sich die Frage, inwiefern bei Palliativpatienten mit Niereninsuffizienz der Einsatz von Hydromorphon (HM) zu weniger Nebenwirkungen bei gleichzeitig besserer Schmerzreduktion führen würde. Methoden: Für eine retrospektive Studie wurden die Daten von 546 Patienten analysiert, die von 2004 bis 2006 auf unserer Palliativstation aufgenommen worden waren. In die Studie eingeschlossen wurden Patienten (n=140), die eine Therapie mit Morphin er - hielten oder opioidnaiv waren, die an Nieren - insuffizienz (Serumkreatinin ≥ 2,0 mg/dl) und an Tumor schmerz litten. Während des stationären Aufenthaltes wurden diese Patienten auf HM umgestellt. Demographische und krankheitsbezogene Daten wurden dokumentiert. Statistik: Mittel wert±SD, Median (Variation); Wilcoxon-Test, das Signifi kanz niveau wurde auf p <0,05 festgelegt. Ergebnisse: Niereninsuffizienz bestand bei 140 (25,6 %) Patienten, (66,3±12,5 Jahre, 60 (42,9 %) männlich). Ein Aufnahmegrund war bei allen Patienten Schmerz. Die Patienten befanden sich in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Tumorer - krankung (am häufigsten waren Prostata-Ca, Lungen-Ca und Mamma-Ca). Der mittlere Karnofsky- Index betrug 49,0±14,1. Der mittlere Serumkreatinin- Wert lag 4,8±3,0 mg/dl, und der mittlere Serum - harnstoff-Wert bei 64,0±53,3 mg/dl. Von den 140 Patienten waren bei stationärer Aufnahme 9 opioidnaiv und 131 mit Morphin (M) vorbehandelt (mittlere Dosis 165,5±135,0 mg). Bei Entlassung betrug die mittlere Tagesdosis von HM 37,0±34,1 mg (277,8±255,0 mg Morphinäquivalenz (Umrechnungs - faktor von M:HM = 7,5:1). Sowohl die Schmerz inten - sität als auch Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Myoklonus und Sedierung konnten durch den Einsatz von HM deutlich reduziert werden. Schlussfolgerung: HM ist ein wirksames und sicheres Opioid zur Schmerztherapie bei Patienten mit Tumorschmerzen, auch dann, wenn gleichzeitig eine Nierensuffizienz besteht.