
Hintergrund: Mit der DRG-Einführung kam es zu einer erheblichen Arbeitsverdichtung in der anästhesiologischen Versorgung, die in der universitären Medizin in zunehmendem Maße besonders im ärztlichen Dienst zu Personaldefiziten führt. Die vorliegende Studie untersuchte mittels einer Umfrage die Einschätzung der aktuellen Personalsituation durch die Kliniken für Anästhesiologie an deutschen Universitäten.
Teilnehmer und Methoden: Die Umfrage richtete sich an 39 Ordinariate der Anästhesiologie und wurde im Zeitraum Dezember 2010 bis Februar 2011 von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) und dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) durchgeführt. Der Rücklauf der Fragebögen betrug 92 %. Ergebnisse: 39 % der befragten Anästhesieabteilungen gaben eine unzureichende Stellenausstattung an und 33 % hatten zum Zeitpunkt der Umfrage nicht alle ärztlichen Planstellen besetzt. Bei der überwiegenden Mehrheit (81 %) traten unbesetzte Stellen infolge von Fluktuationen auf; bei 50 % dauerten Neubesetzungen im Durchschnitt mehr als sechs Wochen. Im Mittel blieben im letzten Jahr an jeder teilnehmenden universitären Einrichtung pro Monat 2,8 Arztstellen unbesetzt. Bei 75 % der Befragten führte dies zu Mehrarbeit und bei 58 % zum Einsatz von Mitarbeitern aus Forschung und Lehre in der Krankenversorgung. Ein Anteil von 53 % gab nega- tive Auswirkungen auf die Weiterbildung an. Der erweiterte Einsatz von Pflegekräften erfolgte bei 17 % der Befragten, und 8 % gaben an, Honorarärzte zu beschäftigen; 25 % sehen hier auch mittelfristig weiteren Bedarf. Eine künftige Zunahme der Stellenbesetzungsprobleme sahen 56 % der Teilnehmer voraus. Schlussfolgerungen: Die Personalsituation im ärztlichen Dienst der Anästhesiologie an Universitätskliniken in Deutschland ist heterogen und durch akute Besetzungsprobleme in einem erheblichen Teil der Einrichtungen gekennzeichnet. Im Mittel ist das Personaldefizit derzeit noch moderat. Der Ausgleich erfolgt primär durch Mehrarbeit sowie durch den Transfer von Mitarbeitern aus Forschung und Lehre in die Krankenversorgung. Der erweiterte Einsatz von Pflegekräften und Honorarärzten ist bisher noch die Ausnahme. Eine rational begründete Stellenbemessung, eine marktübliche Vergütung sowie ein attraktives Arbeitsklima vor Ort sind Voraussetzungen, um die Personalsituation zu verbessern und den Einsatz von Fremdkräften nachhaltig zu reduzieren.