
Zusammenfassung: Die Spinalanästhesie hat in den letzten Jahren trotz bekannter, teils gravierender Komplikationen zunehmendes Interesse gefunden.Im vergangenen Jahrzehnt ist das TNS-Syndrom (=Transitorische neurologische Symptome), das einer radi-kulären Reizung der lumbalen Nervenwurzeln entspricht, zunehmend in die Diskussion gekommen.
Die Spinalanästhesie wirkt über eine Blockade der spinalen Nervenwurzeln auf ihrem Verlauf im Liquorraum. Je nach Ausdehnung ist sie von einer Sympathikolyse begleitet, die hämodynamische Konsequenzen hat. Nach der Höhe des Blocks unterscheidet man zwischen Sattelblock,mittelhoher (bis ca.T 10) und hoher Spinalanästhesie (bis T 4). Höherreichende Spinalan-ästhesien strebt man heute nicht mehr an. An technischen Varianten sind noch Katheter-Spinalanästhesien und die CSE-Methode (Combined Spinal Epidural) in Gebrauch.Weiterhin kennt man die einseitige bzw.sei-tenbetonte Spinalanästhesie sowie die fraktionierte Technik. Die Auswahl der Lokalanästhetika zur Spinalanästhesie muß neben der angestrebten Wirkungsdauer auch das Potential der Mittel zur Auslösung des TNS-Syndroms berücksichtigen. Als Zusatz zum Lokalanästhetikum besitzt nur das Morphin eine Zulassung zur intrathekalen Anwendung. Als Punktionskanülen sollten heute zur Verhü-tung des Liquordrainage-Syndroms (postspinaler Kopfschmerz,Hirnnervenparesen,Hörstörungen,sehr selten intrakranielle Blutungen) möglichst dünne Nadeln verwendet werden. Pencilpoint-Kanülen tragen ebenfalls zur Vermeidung dieses Syndroms bei, sind aber in der Handhabung anspruchsvoller. Als Zugänge zum Spinalkanal konkurrieren der mediane, der paramediane und der nach Taylor (eine Sonderform des paramedianen). Der Mediane eignet sich hauptsächlich für sehr adipöse Patienten. Die Punktionstechnik soll die taktile Identifizierung der perforierten Strukturen zulassen. Als Komplikationen der Methode werden neben dem Liquordrainage-Syndrom Herz-Kreislauf-Komplikationen, Miktionsstö-rungen, das TNS-Syndrom (s. o.) und Raumforderungen im Wirbelkanal, als vermeintliche Komplikation die Impotenz besprochen. Als Indikationen für die Methode bieten sich neben der Sectio caesarea,die eine hohe Spinalanästhesie erfordert, alle Eingriffe unter dem segmentalen Niveau von T 10 an.