
Zusammenfassung: Hypnose kann hochwirksam zur Schmerzreduktion eingesetzt werden. Allerdings gibt es noch immer keine Theorie, die befriedigend erklären kann, welche Prozesse und kortikalen Strukturen für ihre analgetische Wirkung verantwortlich sind.
Zur Klärung dieses Problems wurden in unserer Arbeitsgruppe verschiedene Studien durchgeführt, die neben subjektiven Reaktionen auch späte Komponenten (N150/P260) des ereigniskorrelierten Potentials (EKP) des EEGs nach noxischer Reizung untersuchten. In der ersten Studie konnte nachgewiesen werden, dass es unter Hypnose zu einer verminderten Einschätzung der Reizintensität kommt, die Komponenten des EKPs durch Hypnose aber nicht beeinflusst werden. In der zweiten Studie wurde überprüft, ob Hypnose und Aufmerksamkeitsablenkung ähnliche schmerzlindernde Wirkungen haben und ähnliche Veränderungen des EKPs bewirken, nachdem einige Autoren vermutet hatten, dass der schmerzlindernde Effekt der Hypnose vorwiegend auf eine Aufmerksamkeitsablenkung der Probanden von den noxischen Reizen zurückzuführen war. Das gleiche Ziel wurde mit einer dritten Studie an ausgewählt hoch- und niedrigsuggestiblen Personen verfolgt, die zeigte, dass nur hochsuggestible Versuchspersonen unter Hypnose eine Reduktion der Schmerzwahrnehmung erlebten. In beiden Studien konnte nachgewiesen werden, dass Aufmerksamkeitsablenkung zu einer signifikanten Amplitudenreduktion des EKPs führt, Hypnose hingegen nicht. Daraus kann gefolgert werden, dass Aufmerksamkeitsablenkung und hypnotische Analgesie zwei unterschiedliche Methoden der Schmerzkontrolle sind, die auf verschiedenen hirnelektrischen Prozessen basieren. Unsere Daten lassen vermuten, dass es unter Hypnose zu einer „Dissoziation“ zwischen unterschiedlichen an der Schmerzverarbeitung beteiligten Hirnstrukturen kommt, die nicht die Aktivität einzelner Strukturen vermindert, sondern die Kommunikation zwischen diesen Strukturen behindert. Dieser Kommunikationszusammenbruch könnte der entscheidende kortikale Mechanismus sein, der für die reduzierte oder sogar ausgeschaltete Schmerzwahrnehmung unter analgetischen Suggestionen verantwortlich ist.