
Zusammenfassung: Die häufigste Ursache für die erfolglose Entwöhnung vom Respirator (Weaning), mit der Notwendigkeit zur invasiven Langzeitbeatmung (LZB), ist die erschöpfte Atemmuskulatur infolge massiver Überlastung und reduzierter Kapazität.
Am häufigsten wird LZB durch die chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen, d.h. die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), verursacht. Das wichtigste klinische Korrelat der erschöpften Atemmuskulatur ist die schnelle, flache Atmung („rapid shallow breathing“). Extrapulmonale Ursachen des schwierigen Weaningprozesses sind Herzinsuffizienz, neuromuskuläre Erkrankungen, die inadäquat tiefe und lange Sedierung, Mangelernährung, Mikro- bzw. Makroaspiration, Anämie und Adipositas permagna. Die Anwendung von „Weaning-Prädiktoren“ und Protokoll-basierten Entwöhnungsstrategien ist zwar hilfreich, sie kann jedoch den erfahrenen Intensivmediziner als zentrale Figur im komplizierten Entwöhnungsprozess nicht ersetzen. Die entscheidende therapeutische Maßnahme im Weaning nach LZB ist die Entlastung der Atemmuskulatur durch Beatmung. Auch wenn assistierte Beatmung im Weaningprozess häufig angewandt wird, lässt sich hiermit die maximale Entlastung der erschöpften Atemmuskulatur nicht erreichen, da die inspiratorische Atemarbeit signifikant erhöht bleibt. Demgegenüber führt eine individuell adaptierte, kontrollierte Beatmung (mit Druck- oder Volumenvorgabe), die auch bei klarem Bewusstsein des Patienten möglich ist, zur maximalen Entlastung der Atemmuskulatur und deren Erholung. Weitere entlastende Maßnahmen der erschöpften Atemmuskulatur sind die Korrektur einer Anämie, die pharmakologische Reduktion des Atemantriebes (z.B. durch Morphinpräparate), die Sauerstoffgabe während der Spontanatmung, das Aufrichten des Oberkörpers (vor allem bei Adipositas) und die Überführung des katabolen in den anabolen Ernährungszustand. Insbesondere bei Patienten mit broncho-pulmonalen Vorerkrankungen (z.B. COPD) hat die nichtinvasive Beatmung (NIV) während der Entwöhnung von der invasiven Beatmung, aber auch in der Postextubationsphase einen hohen Stellenwert. NIV sollte im Weaningprozess nur unter engmaschigem Monitoring der Vitalfunktionen und der permanenten Bereitschaft zur Reintubation durchgeführt werden. Sterben am Respirator in der Endphase eines chronischen Krankheitsverlaufes bleibt eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Gelingt ein erfolgreiches „Weaning in der Terminalphase“, dann ist es manchem Patienten doch noch möglich, den letzten Lebensabschnitt außerhalb einer Intensivstation zu verbringen.