
Hintergrund und Fragestellung: Im klinischen Alltag wird in vielen OP-Bereichen von Operateuren, Anästhesisten und OP-Managern immer wieder die Ansicht geäußert, dass die Wechselzeiten zwischen den Operationen zu lang seien und dass durch deren Verkürzung die Anzahl durchgeführter Operationen pro Tag erhöht und damit das wirtschaftliche Ergebnis des Krankenhauses verbessert werden könne.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher festzustellen, ob im eigenen OP-Bereich die Anzahl an Operationen pro Tag durch Verkürzung der Wechselzeiten hätte gesteigert werden können, ohne die tägliche OP-Kapazität zu erhöhen. Methodik: Im Zeitraum vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2009 wurden 741 OP-Tage, an denen 10 OP-Säle von 7:45 Uhr bis 15:55 Uhr parallel genutzt wurden, untersucht. Es wurde die Anzahl an OP-Sälen, die Anzahl an Wechselzeiten, die Dauer der Wechselzeiten und die Summe der Wechselzeiten pro OP-Saal und Tag rechnergestützt ermittelt. Anschließend wurde kalkuliert, in wie vielen OP-Sälen eine Operation mit einer OP-Zeit von 60 Minuten hätte zusätzlich durchgeführt werden können, wenn jede Wechselzeit im Analysezeitraum auf 24 Minuten oder auf 16 Minuten verkürzt worden wäre. Ergebnis: Vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2009 wurden insgesamt 6.681 OP-Säle von 7:45 Uhr bis 15:55 Uhr untersucht, in denen 18.340 Wechselzeiten gezählt werden konnten. Die durchschnittliche Wechselzeit betrug 25 Minuten. Durch eine Verkürzung aller 18.340 Wechselzeiten auf 24 Minuten hätten in 4,7 % aller OP-Säle und mit einer Wechselzeit von 16 Minuten in 18,5 % aller OP-Säle jeweils eine zusätzliche Operation mit einer OP-Zeit von 60 Minuten durchgeführt werden können. Im Umkehrschluss wäre mit einer Wechselzeit von 24 Minuten in 95,3 % und mit einer Wechselzeit von 16 Minuten in 81,5 % aller OP-Säle allenfalls der OP-Leerstand am Ende der vorgegebenen OP-Saalbelegungszeit erhöht worden. Die Verkürzung der Wechselzeiten wäre in der Praxis nur mit zusätzlichen Personalkosten zu realisieren gewesen, um sämtliche 18.340 Wechselprozesse parallel durchführen zu können. Schlussfolgerung: Die OP-Programmplanung bestimmt die Anzahl an Operationen und somit die Anzahl an Wechselzeiten pro Tag. Durch die Multiplikation der Anzahl an Wechselzeiten mit der Differenz zwischen den bestehenden und den verkürzten Wechselzeiten ist daher berechenbar, ob genügend Zeit für eine zusätzliche Operation mit einer definierten Dauer pro OP-Saal und Tag generiert werden kann. Die Verkürzung von Wechselzeiten führt somit unabhängig von der klinischen Realität auch schon theoretisch nicht zwangsläufig dazu, dass in jedem beliebigen OP-Saal auch nur eine einzige Operation pro Tag zusätzlich durchgeführt wird. Vielmehr besteht das Risiko, dass durch Verkürzung der Wechselzeiten nur der OP-Leerstand erhöht wird. Paradoxerweise kann die Effizienz im OP-Bereich daher sogar vermindert werden, wenn zur Verkürzung bestehender Wechselzeiten zwischen Operationen mehr Personal eingesetzt wird.