
Die universelle Störung der Hämodynamik während der Sepsis ist einer der Hauptfaktoren für das Organversagen und schlechte Outcome dieses Krankheitsgeschehens. Veränderungen der Vasomotorik beeinträchtigen die Mikrozirkulation vieler Organe und unterstützen die Ausbildung von Organversagen (wie z.B. eines akuten Nieren- und Leberversagens).
Die Vasokonstriktion kleiner Arteriolen und Öffnung arterio-venöser Shunts führen zu einem Perfusionsstopp, infolgedessen wird das Blut am Kapillarbett vieler Organe vorbeigeleitet, und es entsteht in diesen Stromgebieten eine Ischämie. Die Sepsis induziert in den Endothelzellen der Arterien die Generierung von vasodilatatorischen Mediatoren, von denen Stickstoffmonoxid (NO) die wichtigste Rolle spielt, und reduziert gleichzeitig adrenerg-vasokonstriktorische Mechanismen. Dieser Mechanismus führt zum Abfall des Gefäßwiderstandes und des Blutdrucks, im schlimmsten Fall endet dies im septischen Schock. Unterstützt wird dies durch eine septische Kardiomyopathie mit eingeschränkter linksventrikulärer Ejektionsfraktion, die durch veränderte Koronarperfusion und direkte Schädigung der Kardiomyozyten verursacht wird. Die generalisierte Inflammationsreaktion löst Gerinnungsstörungen (mit einerseits überschießender Gerinnung und andererseits einer inaktivierten Fibrinolyse) aus, die die Mikrozirkulation durch thrombotische Verschlüsse weiter verschlechtern. Zusätzlich besteht eine erhöhte Blutungsneigung. Die gesteigerte Gefäßpermeabilität ist mit ursächlich für die Ödementwicklung und die fortschreitende Ischämie. Die Diagnose der Hämodynamik während der Sepsis orientiert sich neben dem klinischen Bild auch an Messwerten, wie systolischem Blutdruck, zentral-venösem Druck (ZVD), arterieller und zentralvenöser Sauerstoffsättigung. Weiterführende hämodynamische Parameter, gemessen mit pulmonal-arteriellem Katheter oder Pulse-Contour-Cardiac-Output-(PICCO)- Katheter und mittels Echokardiographie, sollten in die Therapieplanung mit einbezogen werden. Der Diagnose sollte sich die unverzügliche Therapie der hämodynamischen Störungen anschließen, wie sie im Rahmen der Sepsis-Bündel gefordert ist.