
Hintergrund: Mit dem Ausbau der Off- shore-Windenergie ist eine Zunahme notfallmedizinischer Ereignisse im Kü‑ stenbereich zu erwarten. Wegen der geringen Verfügbarkeit professioneller medizinischer Hilfe ist eine Auswertung nach Art und Inzidenz dieser Ereignisse erforderlich, um geeignete Rettungskonzepte erstellen zu können.
Methodik: Retrospektiv-deskriptive Auswertung der von Offshore-Unternehmen mitgeteilten medizinischen Ereignisse in den Jahren 2008-2013. Ergebnisse: Es konnten 617 Datensätze ausgewertet werden. Davon entfielen 46% (283 Fälle) auf chirurgische, 38% (236 Fälle) auf internistische, 1% (6 Fälle) auf neurologische und 15% (92 Fälle) auf sonstige Notfälle. Unter den chirurgischen Notfällen waren Wunden mit 20% führend, gefolgt von Muskelverspannungen (12%) und Prellungen (8%). Bei den internistischen Ereignis- sen waren grippale Infekte mit 34% am häufigsten, gefolgt von HNO-Entzündungen (25%), Kopfschmerzen (13%) und Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (12%). Herzinfarkte waren mit 3% vertreten, Atemnot mit 1%. Von den sonstigen Notfällen waren 22% dermatologisch, in 16% handelte es sich um Zahnschmerzen. Darüber hinaus waren zwei Todesfälle dokumentiert. Die Hilfsfrist betrug bei 22 dokumentierten Fällen im Median 41:30 Minuten; 68% der Patienten konn‑ ten innerhalb eines Quantils von 1:00 Stunde erreicht werden. Die Erstversorgung erfolgte in 70% durch einen Rettungssanitäter oder Rettungsassistenten, in 7% durch einen Arzt und in 2% durch einen sog. Ersthelfer. Telemedizinische Unterstützung wurde in 18 Fällen (3%) angefragt. In 15% aller 617 Fälle wurde ein Analgetikum (in weiteren 3% zusammen mit einem andern Medikament) und in 38% ein sonstiges Medikament verabreicht. Diskussion: In deutschen Offshore-Windparks ereignen sich gleichermaßen chirurgische wie internistische Notfälle. Wegen der geringen Verfügbarkeit professionellen medizinischen Personals und langer Hilfsfristen muss dem mit adäquater Ausrüstung und einer speziellen Erste-Hilfe-Ausbildung begegnet werden.